Bis zum heutigen Tag hat sich das Internet von einem einfachen Kommunikationsnetzwerk zu einem komplexen sozialen Medium entwickelt. Obwohl für viele Firmen das World Wide Web eine neue Art „Gelbe Seiten“ ist, in denen die eigene Webseite eine mehr oder weniger komplexe Visitenkarte abbildet, erwarten Besucher heute mehr. Neben den üblichen Details wie Standort oder Infos zum Angebot können Webseiten vieles bieten: Tipps & Tricks, Hintergrundinformationen zum Angebot oder gar eine Plattform, über die man sich zu dem Angebot oder der Branche allgemein austauschen kann, sind die einfachsten Möglichkeiten, um Besuchern einen Mehrwert zu bieten.
Meistens reicht eine einfache Seite
Viele Menschen, die sich gerade zum Weg in die Selbständigkeit aufmachen, sind überzeugt: Als erstes muss die eigene Homepage her. Doch obwohl eine Seite schnell aufgesetzt und sie für jeden frei zugänglich ist, bedeutet das nicht, dass diese auch gesehen wird. Google ist hier der Gatekeeper, der entscheidet, ob die Seite für Besucher interessant ist oder nicht. Und dafür benötigt die Seite:
- Inhalte oder Funktionen, die zur Suchanfrage passen
- Einfache Bedienbarkeit
- Einen schnellen Seitenaufbau
- Zeit
In den vergangenen Jahren hat Google zudem immer mehr Funktionen eingefügt, die es erleichtern, Unternehmensdetails zu finden, ohne auf die langsame, schrecklich designte Internetseite zu gehen und dort in einem viel zu kleinen Menü den Punkt „Kontakt“ zu suchen. Google MyBusiness unterstützt die eigene Webseite und gibt standardisiert Informationen zum eigenen Unternehmen wie Ort, Kontaktinformationen, Fotos, Bewertungen und Öffnungszeiten an die Suchenden weiter.
Eine eigene WordPress-Seite
Spannende Inhalte und Funktionen sind auf nur wenigen Webseiten von jungen Start-Ups vertreten. Der Grund ist klar: Man ist auf seine Dienstleistung spezialisiert, nicht auf das Erstellen von Texten, Fotos oder Videos. Ein Blog wie WordPress bietet hier einen eleganten Mittelweg, da die wesentliche Funktion – das einfache Hinterlegen und regelmäßige Teilen von neuen Inhalten – bereits hinterlegt und leicht umsetzbar ist.
Eine gute technische Grundlage sowie für das Web optimierte Inhalte sorgen für einen optimalen Seitenaufbau, ein Standard WordPress-Theme sorgt dafür, dass kein besonders „kreativer“ Designer die Navigation z.B. dorthin verlegt, wo man sie erst suchen muss. Ein entscheidender Faktor bleibt sowohl für Menschen als auch für Google immer die Zeit: Lädt die Seite schnell? Ist die Domain gerade neu aufgesetzt oder zeigen schon einige Links von anderen, älteren Seiten auf die Adresse? Erst, wenn diese Kriterien erfüllt sind, haben Besucher zumindest die Möglichkeit, in den Suchergebnissen auf die Seite zu stoßen.
Die eigene Seite lässt sich heute also leicht und einfach aufsetzen. Ob man gefunden wird, lässt sich mit der Eröffnung eines eigenen Ladengeschäftes vergleichen: Nur das Geschäft einzurichten und die Tür aufzuschließen sorgt noch nicht dafür, dass auch Kunden vorbeikommen.
Sei dort, wo die Zielgruppe ist
Obwohl Menschen in Deutschland am Tag knapp 5 Stunden im Internet verbringen (1 ½ Stunden dabei mobil), sind sie die meiste Zeit in sozialen Netzwerken wie YouTube, Facebook, Twitter oder Instagram unterwegs. Und genau das sind die Orte, an denen man heute sein Ladenschild, seine Ideen und seine Persönlichkeit präsentieren kann. Bietet man etwas an, was andere interessieren könnte, bekommt man hier ein relativ klares und schnelles Feedback. Die eigene Webseite stellt in diesem Zusammenhang nur eine Plattform für Hintergrundinformationen, weitere Funktionen oder Angebote dar.
Sei transparent
Doch die sozialen Medien bieten viel mehr Möglichkeiten als nur die Platzierung der eigenen Inhalte: Menschen können miteinander interagieren, Fragen zu Produkten direkt vom Hersteller beantworten lassen, auf negatives Feedback reagieren oder neue Ideen ausprobieren. Dabei gilt hier das gleiche, wie im „realen“ oder „physischen“ leben auch: Nur wenige verbringen gerne Zeit mit Menschen, die ständig von ihrem Produkt bzw. ihrem tollen Geschäft reden, unantastbar sind und niemals Fehler machen (oder zumindest so wirken wollen). Auch das ist der große Vorteil sozialer Medien: Man kann hinter die Kulissen blicken und stellt schnell fest, ob die Marke bzw. Personen (zunehmend beides) authentisch oder nur eine künstliche Fassade sind.
Inhalte, die passen
Für jedes Produkt und für jede Dienstleistung gibt es viele Wege, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Für Menschen, die gerne lesen, sind Blogs oder längere Facebook Postings interessanter als für andere, die gerne Filme oder Videos bei YouTube schauen. So ist eine Buchautorin tendenziell besser beraten, einen Blog zu befüllen und Ausschnitte aus neuen Büchern bei Facebook zu platzieren als täglich in einem Vlog (Video Blog z.B. bei YouTube) zu zeigen, wie sie an ihrem Laptop ein neues Buch verfasst.
Umgekehrt ist ein Fotograf heute kaum noch ernst zu nehmen, wenn er nicht regelmäßig bei Instagram spannende Fotos aus seinem Alltag hinterlegt. Auch hier ist Authentizität gefragt: Hochglanzbilder und perfekt ausgeleuchtete Videoproduktionen des Bäckers an der Ecke wirken nur selten natürlich.
Für einige Angebote kann es dennoch entscheidend sein, Inhalte möglichst breit zu streuen und sowohl Blogs als auch Instagram, Podcasts und YouTube zu nutzen. Dabei sollten die Medien immer dem Umfeld und die Erwartungshaltung der Benutzer dieser Plattformen entsprechen.
Ist eine eigene Website also unbedingt notwendig?
Nicht mehr. Viele Menschen erreicht man über soziale Medien unkompliziert und direkt. Lediglich für die eigene Flexibilität und für besondere Funktionen, die Facebook & Co. nicht abbilden können, ist die eigene Webseite ein sinnvoller Teil einer umfassenden Kommunikationsstrategie.
Spannende Zukunft
Der technologische Fortschritt macht auch bei der zwischenmenschlichen Kommunikation keine Pause. War vorgestern noch Facebook der heiße Scheiß, sind viele inzwischen bei Snapchat aktiv, diskutieren mit maximal 280 Zeichen das politische Weltgeschehen oder bringen Alexa bei, welche Musik die schönste™ ist. Ob wir in Zukunft lieber mit Hologrammen reden oder uns in der virtuellen Realität für Debattierklubs treffen: Als Dienstleister oder Anbieter von Produkten sollte man nicht verpassen, hier am Start zu sein. Sonst ist das eigene Ladengeschäft irgendwann in einer abgelegenen Ecke, an der niemand vorbeikommt.